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Auftragsmangel, Existenzgefahr, Umsatzeinbrüche – die Branche in der Krise

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Anna Wilhelm

Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin)

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Die Branche ist massiv betroffen und fordert von der Bundesregierung insbesondere die Unternehmensfinanzierung zu sichern.

Mitte März hat der BGA eine deutschlandweite Umfrage zur Corona-Krise durchgeführt. Dabei wurden Unternehmen des Groß- und Außenhandels sowie B2B-Dienstleister um eine Einschätzung der aktuellen Entwicklung und der Auswirkungen auf ihr Unternehmen gebeten. Über 670 Unternehmen aus verschiedensten Branchen und unterschiedlichsten Unternehmensgrößen haben an der Umfrage teilgenommen. Es wurde deutlich, dass fast jedes Unternehmen durch die Corona-Krise betroffen ist und staatliche Unterstützung unumgänglich ist. 96 Prozent der befragten Groß- und Außenhändler und der B2B-Dienstleister geben an, existenziell (45 Prozent) oder zumindest teilweise (51 Prozent) betroffen zu sein.

(Quelle: BGA-Umfrage vom 20. bis 25. März 2020)
Quelle: BGA-Umfrage vom 20. bis 25. März 2020

Die Statistik zeigt Unterschiede in Branchenoberkategorien (AH = Außenhandel, GH = Großhandel, PVH = Produktionsverbindungshandel, BGH = baunaher Großhandel, KGH = Konsumgütergroßhandel) auf. Besonders schwer wiegen dabei auch die Einbrüche auf Kundenseite. Vier von fünf Unternehmern verzeichnen laut der Umfrage ausbleibende neue Aufträge (79 Prozent) und mehr als jeder Zweite beklagt eine Stornierung bereits in Auftrag gegebener Order (58 Prozent). Viele Unternehmen werden von ihren Kunden mit der Forderung nach Verlängerung der Zahlungsziele konfrontiert. Andere sehen sich vermehrt gezwungen, auf die Kundenforderung nach Preisnachlässen zu reagieren.

Die Scharnierfunktion des Großhandels muss bewahrt werden. Die Umfrage machte auch in Bezug auf die Lieferketten und Versorgungen deutlich, dass Unternehmen hier bereits die Auswirkungen der Corona-Krise spüren. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass ihre Versorgung bereits beeinträchtigt sei.

Im Durchschnitt haben bereits sechs von zehn Unternehmen einen Notfallplan erstellt, um den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Vorsorge und Unternehmenssicherung sind laut der Umfrage für die Unternehmen die entscheidenden Reaktionen.

Quelle: BGA-Umfrage vom 20. bis 25. März 2020
Quelle: BGA-Umfrage vom 20. bis 25. März 2020

Insbesondere die Inanspruchnahme staatlicher Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Stundung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen ist unter den Befragten weit verbreitet. Aufgrund der Heftigkeit der Auswirkungen kann die Krise vermutlich nicht ohne staatliche Sicherungsmaßnahmen durchgestanden werden.

Mit den bisherigen getroffenen Maßnahmen sind die Befragten größtenteils zufrieden. Die Unternehmen im Groß- und Außenhandel sowie der B2B-Dienstleister erwarten jedoch weitere konsequente Maßnahmen zur Sicherung von Beschäftigung, Logistik und Finanzierung in den Unternehmen.

Aufgrund der Funktionen des Groß- und Außenhandels, nicht nur als Drehscheibe der Versorgung mit Gütern, sondern auch als wichtiger Finanzdienstleister für seine Kunden, fordert der BGA einen verlässlichen Rahmen für die Finanzierung. Die folgenden Maßnahmen werden dabei fokussiert:

  • krisenverschärfende BASEL-III-Regulatorik aussetzen und entschärfen
  • Unternehmen den Verkauf bzw. die Abtretung von Forderungen erleichtern
  • für Bürgschaften größere Handlungsspielräume schaffen
  • Rahmen für die Warenkreditversicherung verbessern
  • Refinanzierungen besser absichern
  • Insolvenzrecht zur Abwendung von Pleiten entschärfen

Sollte die Unternehmensfinanzierung zum Erliegen kommen, führt dies unweigerlich zu Unternehmenszusammenbrüchen und in der Folge zu einer grundlegenden Gefährdung der Versorgung von Betrieben und Bürgern.

Der BGA hat sich auch im Namen von grosshandel-bw vor diesem Hintergrund in der 13. Kalenderwoche gegenüber Regierung und Politik dafür stark gemacht, den Sektor als systemrelevant einzustufen, mehr Flexibilität für die Kostenstruktur bei der Beschäftigung zu erhalten und vor allem die Liquidität in den Unternehmen durch schnelle und unbürokratische Hilfen zu sichern.

Finanzierungshilfen stehen für Unternehmen bereits jetzt in unterschiedlichsten Formen zur Verfügung – von Soforthilfen über KfW-Hilfen zur Liquiditätssicherung und Wirtschaftsfonds bis hin zu Bürgschaften oder Factoring. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die bestehende Rahmenrichtlinie zur Förderung unternehmerischen Know-hows um ein Modul für von Corona betroffene KMU und Freiberufler zunächst bis 31. Dezember 2020 im Sinne eines Sofortprogramms ergänzt. Der Bund möchte dadurch schnelle und unbürokratische finanzielle Unterstützung bei der Inanspruchnahme einer Unternehmensberatung leisten. Sollten weitere Maßnahmen und Erleichterungen von der Bundesregierung verabschiedet werden, wird grosshandel-bw darüber unverzüglich informieren.

Mitgliedern von grosshandel-bw stehen die ausführlichen und weiterführenden Informationen der BBG und des BGA und des BAFA im Downloadpool zur Verfügung. Darunter befindet sich auch eine Zusammenfassung und Erläuterung der bereits jetzt zur Verfügung stehenden Finanzierungshilfen.

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