Nach den Hausärzten sollen spätestens ab Juni 2021 auch Betriebsärzte bei der Durchführung von Corona-Schutzimpfungen zum Einsatz kommen. Erste Erfahrungen und Tipps für die Vorbereitungshandlungen sind dabei Gold wert.
Unternehmen zeigen im Kampf gegen Corona bereits jetzt großen Einsatz. AHA-Regeln werden im Betrieb umgesetzt, Home-Office ermöglicht und Masken und Tests für Mitarbeiter bereitgestellt. Viele wollen jetzt noch einen Schritt weitergehen und Corona-Schutzimpfungen anbieten. Das freiwillige Angebot für Corona-Schutzimpfungen durch Unternehmen soll Mitarbeitern, ähnlich wie bei der Grippe-Schutzimpfung, einen schnellen und sicheren Zugang zur Impfung gewähren – allerdings kann dies mit zusätzlichen Kosten für ein Unternehmen und/oder den Mitarbeiter verbunden sein.
Eine gesetzliche Impfpflicht gegen COVID-19 gibt es bisher nicht. Der Arbeitgeber kann nach jetzigem status quo im Wege des Direktionsrechts auch keine Impfung verpflichtend anordnen. Für Unternehmen, die einen eigenen freiwilligen Impf-Betrieb aufnehmen möchten, ist der zuständige Betriebsarzt sicherlich der erste richtige Ansprechpartner. Fragen in Bezug auf das Zustandekommen von medizinischen Behandlungsverträgen sollten vorab genau durchgesprochen und mögliche Risiken und Haftungsgründe abgewogen werden. Auch die Kosten in Bezug auf die durchzuführenden Impfungen und organisatorischen Maßnahmen sollten mit dem Betriebsarzt vorab genau geklärt werden. Eine Verpflichtung zur Kostentragung in Bezug auf Schutzimpfungen ergibt sich für den Arbeitgeber im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge nach der ArbMedVV.
Nach Aussage des Sozialministeriums Baden-Württembergs übernimmt die IHK Stuttgart stellvertretend für alle IHK in Baden-Württemberg die Kommunikation und Koordination der Unternehmen zum Impfen durch Betriebsärzte. Hierzu soll nach Aussage der IHK schnellstmöglich eine eigene Hotline eingerichtet und Informationen auf einer Homepage bereitgestellt werden. Als ersten Praxistipp informierte die IHK, dass Betriebe „Impfstraßen“ nach dem Vorbild der Impfzentren aufbauen sollten. Ein kontaktfreier Durchgang und genügend großzügige Räume sind dabei notwendig. Nach Einschätzung der IHK wird der Impfstoff für Betriebsärzte, ähnlich wie bei den Hausärzten, vermutlich über die Apotheken zu beziehen sein.
Auch Mitgliedsunternehmen von grosshandel-bw setzen bereits erste Maßnahmen um, damit Mitarbeiter schnellstmöglich eine Corona-Schutzimpfung erhalten können. Frau Sabrina Ring, Personalleiterin der Seeberger GmbH, berichtet hierzu aus erster Hand: „Besonders viel Unterstützung haben wir vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) erhalten.“ Das Angebot mobiler Impfteams, welche zunächst in den Alten- und Pflegeheimen die Impfungen durchgeführt haben, soll zukünftig auch für Impfungen in Unternehmen genutzt werden können. Zum Aufbau und zur Planung der betriebseigenen Impfstraße haben vor allem ausgiebige Internetrecherchen und zusätzliche Hilfestellungen des DRK maßgeblich beigetragen.
„Bei 800 Mitarbeitern ist auch das Management der beiden Impftermine eine Herausforderung. Insbesondere sollte man sich über mögliche Ausfallquoten nach den Impfungen informieren, damit ein krankheitsbedingter Ausfall der Mitarbeiter gut ausgeglichen und abgefangen werden kann“, führt Frau Ring weiter aus. Neben dem Management der Impftermine müssen die Anforderungen der Impfverordnung auch für Betriebsärzte umsetzbar sein. Technische Lösungen für Betriebsärzte müssen hier wohl insbesondere noch für die Datenübermittelung nach den Vorgaben des § 7 Coronavirus-Impfverordnung gefunden werden.
Sollte die Impf-Priorisierung nicht in den nächsten Wochen aufgehoben werden, muss diese natürlich auch bei der Durchführung von betriebseigenen Corona-Schutzimpfungen weiterhin Berücksichtigung finden. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte in der Pressekonferenz – anschließend an den Impfgipfel vom 26.04.2021 – ein Ende der Impf-Priorisierung für Ende Juni in Aussicht. Die Teilnehmer des Impfgipfels betonten, dass weiterhin ein großes Interesse an einer schnellen Einbindung von Betriebsärzten in dem generellen Immunisierungsablauf besteht, um schnellstmöglich das Impfangebot möglichst breit und großflächig umzusetzen. Auch die weiteren Impfgipfel und damit einhergehende politische Entscheidungen und Entwicklungen sind in Bezug auf den Einsatz von Betriebsärzten im Kampf gegen Corona weiter zu beobachten.
grosshandel-bw hat das Thema weiterhin fest im Blick und ist im Austausch mit den zuständigen Stellen sowie anderen Verbänden. Unternehmen, die Interesse an der Umsetzung eines eigenen Impfbetriebs haben oder die ihre Erfahrungen teilen möchten, können sich jederzeit gerne bei grosshandel-bw melden. #zusammengegencorona