Nachbericht

Fehlzeiten reduzieren ist Führungsaufgabe

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Sabine Reich

Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin)

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Warum direkte Vorgesetzte eine zentrale Rolle bei krankheitsbedingten Fehlzeiten spielen, erklärte Enrico Briegert im Seminar „Fehlzeiten reduzieren – Mitarbeiter motivieren“.

Oft fragen sich Unternehmen, die mit dem Ansteigen von Fehlzeiten bei einzelnen Mitarbeitern kämpfen, warum angebotene betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen sich nicht entsprechend auswirken. Warum gibt es Mitarbeiter, die sich bei leichten Kopfschmerzen arbeitsunfähig melden, während andere Mitarbeiter eine Schmerztablette einnehmen und nur etwas später am Arbeitsplatz erscheinen?

„Arbeitsunfähigkeit ist auch Einstellungssache“, so Enrico Briegert, „und der Vorgesetzte ist für die Einstellung seiner Mitarbeiter mitverantwortlich.“ Im ersten Schritt muss der Vorgesetzte daher die unbeeinflussbare von der beeinflussbaren Arbeitsunfähigkeit unterscheiden. Denn der Vorgesetzte kann nur im beeinflussbaren Bereich für eine Verringerung der Fehlzeiten sorgen. Es ist daher wichtig, die Ursachen von beeinflussbarer Arbeitsunfähigkeit und damit die Handlungsmöglichkeiten zu erkennen.

Die Reduzierung von Fehlzeiten kann weder durch das Androhen von Maßnahmen beim Fehlen des Mitarbeiters noch durch Versprechen von Prämien für Anwesenheit nachhaltig erzielt werden. Denn wenn zusätzliche Prämien für die Anwesenheit des Mitarbeiters und seine vertraglich geschuldete Leistung gezahlt werden, führt dies durchgeführten Untersuchungen zufolge nur kurzfristig zu einer Reduzierung der Fehlzeiten, „danach steigen die Fehlzeiten erwiesenermaßen wieder an, Prämien für Anwesenheit unterstellen ein Blaumachen“, so Enrico Briegert.

Viel erfolgreicher ist es, die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen – der Mitarbeiter soll gerne arbeiten. Entscheidend für die Motivation ist die Wertschätzung, die der Vorgesetzte seinem Mitarbeiter entgegenbringt. Wie aber geht der Vorgesetzte mit dem Mitarbeiter, der aus einer wiederholten krankheitsbedingten Fehlzeit zurückkehrt, um? Wie spricht er die erhöhten Fehlzeiten an? Und was macht er, wenn er Zweifel am Bestehen der Arbeitsunfähigkeit hat?

Mit dem fast provokativ wirkenden Satz „Gehen Sie beim Fehlzeitengespräch zunächst davon aus, dass es keine Blaumacher gibt“ überrascht Enrico Briegert die Teilnehmer des Seminars.

Wenn Vorgesetzte bei Zweifel an einer Arbeitsunfähigkeit diese gegenüber dem Mitarbeiter gleich zu Anfang zum Ausdruck bringen, könnte ein Gespräch genau das Gegenteil bewirken und damit die Fehlzeiten beim Mitarbeiter künftig erhöhen. „Beim nächsten Arztbesuch wird der Mitarbeiter dafür sorgen, dass der Arzt ein Attest für eine längere und damit vom Vorgesetzten nicht in Zweifel zu ziehende Arbeitsunfähigkeit ausstellen wird“, prophezeite Enrico Briegert.  Den gleichen Effekt hat man festgestellt, wenn ein Mitarbeiter angewiesen wird, schon für den ersten Tag des krankheitsbedingten Fehlens ein ärztliches Attest beizubringen, denn oft ist er dann nicht nur 1-3 Tage krank, sondern gleich die ganze Woche.

Wie aber zeigt der Vorgesetzte seinem Mitarbeiter trotz der Fehlzeiten seine Wertschätzung, um als gewünschtes Verhalten die Reduzierung von Fehlzeiten zu erreichen? Die Wertschätzung eines Mitarbeiters erfolgt zunächst in einem höflichen, sachlichen Fehlzeitengespräch des Vorgesetzten, ohne dass dieser eine Wertung der Fehlzeiten vornimmt.  Der Mitarbeiter soll erkennen, dass er eine Eigenverantwortung für seine Fehlzeiten hat. Unabdingbar ist auch das eigene vorbildhafte Verhalten des Vorgesetzten, welches seinen Mitarbeiter anspornen und im besten Fall den Mitarbeiter dazu bringen soll, sich nicht wegen Kleinigkeiten arbeitsunfähig zu fühlen.

„Wichtig ist außerdem, dass auch mit den gesunden Mitarbeitern wertschätzende Gespräche geführt werden, das wird oft vom Vorgesetzten vergessen“, betont Enrico Briegert.

Damit Mitarbeiter mit wenig Fehlzeiten nicht verloren gehen, sind solche präventive Gespräche zwingend notwendig.

Als Fazit hält Enrico Briegert fest: „Führung ist das sozial akzeptierte Beeinflussen von Verhalten und nur durch ein vorbildhaftes, konsequentes Verhalten der Führungskraft kann ein Mitarbeiter dazu angeleitet werden, seine Fehlzeiten zu reduzieren.“

Nachdem dieses Seminar großen Anklang gefunden hat, wird grosshandel-bw auch künftig solche Themen aufgreifen und gerne über weitere Termine informieren.

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