Das FSTI als Forschungspartner von grosshandel-bw stellt Forschungsergebnisse für den deutschen Großhandel in Schweden vor.
Die international und stark interdisziplinär geprägte Nordic Retail and Wholesale Conference (NRWC) fand in diesem Jahr an der Umeå Universität (Schweden) statt und wurde von der dortigen Handelshögskolan (Handelskammer) ausgerichtet. Neben allgemeinen Themen, wie Nachhaltigkeit, Personal und der generellen Zukunft im Einzel- und Großhandel waren besonders zwei Einflüsse in der Forschungsarbeit der Teilnehmenden zu beobachten: Zum einen konnte man den starken Einfluss der Covid-19-Pandemie erkennen, die sich im veränderten Einkaufsverhalten im Handel widerspiegelt und damit zu neuen Erkenntnissen im Bereich des Konsumentenverhalten wie des Mobile- und Online-Shoppings führte. Zum anderen wurden die bisher erforschten Potenziale digitaler Technologien im Handel erforscht, darunter Social Media Plattformen, Apps und Multisensorik. Thematisch bot sich dem Ferdinand-Steinbeis-Institut (FSTI) als wissenschaftlichem Forschungspartner von grosshandel-bw, vertreten durch Dr. Daniel Werth und Alexander Neff, die Möglichkeit, deren aktuellen Forschungsergebnisse zum Großhandel in einem eigenen Track zu präsentieren.
Der Großhandels-Track wurde mit neusten Ergebnissen aus der FSTI-Forschung gestartet, wenn gleich diese mehr in der Grundlagenforschung anzusiedeln sind. Darin werde die volkswirtschaftliche Relevanz zwischen Groß- und Einzelhandel in Deutschland mit der Anzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen in den Jahren 2000 bis 2020 verglichen. Es stellte sich heraus, dass in dieser Zeit in den sieben untersuchten Datenbanken 4.368 Beiträge zum Einzelhandel veröffentlicht wurden, wogegen lediglich 150 Beiträge im Großhandel stehen, ein Verhältnis 29:1 für den Einzelhandel. Verglichen mit den Wirtschaftsdaten erzielte der Großhandel in der Bundesrepublik Deutschland einen Gesamtjahresumsatz von ca. 1,3 Billionen Euro, dagegen der Einzelhandel rund 579 Milliarden Euro, ein Verhältnis von etwas mehr als 2:1 für den Großhandel. Ausschlaggebend für dieses Missverhältnis wird vermutet, dass der Großhandel nicht unbedingt im Auge der öffentlichen Wahrnehmung ist, wie es beim Einzelhandel häufig der Fall ist. Weiterhin wird der Großhandel meist im größeren Kontext erforscht (z.B. im Mittelstand oder in Zulieferer- und Logistikketten) und damit für Forscher im internationalen Kontext attraktiver ist, darin zu publizieren als zum Großhandel selbst.
„Der Groß- und Einzelhandel steht durch die Digitalisierung und der damit einhergehenden Wettbewerbsveränderungen vor ungewohnten Herausforderungen. Die Forschung und vor allem der Transfer der daraus resultierenden Ergebnisse können für manche Firmen von entscheidender Bedeutung sein.“ Ferdinand-Steinbeis-Institut
In der zweiten Präsentation widmete sich das Team des Ferdinand-Steinbeis-Instituts den Ergebnissen der Großhandelsstudie, die in Zusammenarbeit mit grosshandel-bw im Jahr 2019 erarbeitet wurde. Die Ergebnisse wurden erstmals im internationalen Kontext vorgestellt. Die Studie basiert auf einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, dem Ferdinand-Steinbeis-Institut und grosshandel-bw. Die Studie zeigt auf, dass digitale Technologien fundamentale Veränderungen im Wettbewerb und Markt des Großhandels verursachen, welche zu Störungen in dem traditionellen Großhandelsgeschäftsmodell führt – dem An- und Verkauf von Gütern in großen Mengen für gewerbliche Abnehmer. In der Großhandelsstudie konnten 58 Geschäftsfähigkeiten des Großhandels identifiziert werden, welche in der Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen neue Geschäftsfelder und neue Dienstleistungen eröffnen können. Wie das im Konkreten funktioniert und umgesetzt werden kann, war Thema der dritten Präsentation. Das Zusammenspiel zwischen den Geschäftsfähigkeiten von Großhändlern, deren alten und neuen Partnern im Kontext des Internet der Dinge (IoT) zeigen neue Wege und Transferszenarien für den Großhandel auf. Anhand ausgewählter Ergebnisse aus unseren TOOLBOX-Workshops und konkret am Beispiel eines Sanitärgroßhandels wurde konkret aufgezeigt, mit welchem methodischen Vorgehen ein solches Partnernetzwerk und damit einhergehend das neue Geschäftsmodell des Großhändlers identifiziert werden kann sowie sich im nächsten Schritt umsetzten lässt.
Bei Rückfragen oder Interesse für einen Informationsaustausch zu den Konferenzbeiträgen, zur TOOLBOX sowie den TOOLBOX-Workshops, wenden Sie sich gerne an Dr. Daniel Werth (daniel.werth@ferdinand-steinbeis-institut.de) oder an Boris Behringer (behringer@grosshandel-bw.de).