Markt und Wettbewerb

Stimmung im Großhandel gedämpft

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Boris Behringer

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Der Klimaindikator für den Großhandel in Baden-Württemberg sinkt im 2. Halbjahr 2019 auf ein negatives Niveau.

Mit einem Umsatz von etwa 195,5 Milliarden Euro, 312.400 Beschäftigten und etwa 21.100 Unternehmen im Jahr 2017 ist der Großhandel in Baden-Württemberg eine der wichtigsten Großhandelsregionen in Deutschland und somit wichtiger Partner für vor- und nachgelagerte Wirtschaftsstufen. Der für Baden-Württemberg vom BGA erstellte regionale Klimaindikator basiert auf der repräsentativen Umfrage bei den Unternehmen des Großhandels vom Sommer 2019. Er spiegelt sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen der Großhändler in Baden-Württemberg. Werte über 100 stellen ein positives Stimmungsbild, Werte unter 100 Punkte ein negatives Stimmungsbild dar.

Der Klimaindikator für den Großhandel in Baden-Württemberg sinkt für das zweite Halbjahr 2019 auf ein negatives Niveau von 87,4 Punkten. Nachdem er noch im ersten Halbjahr 2019 auf einem hohen Niveau bei 129,8 Punkten lag, gibt er somit 42,4 Punkte ab. Der BGA-Klimaindikator des Groß­handels auf Bundesebene liegt im Vergleichszeitraum bei 96,6 Punkten. Damit bewerten die Großhändler in Baden-Württemberg ihre Lage um 9,2 Punkte schlechter als auf der Bundesebene.

Verantwortlich für das negative Ergebnis sind nach der BGA-Unternehmensbefragung vom August 2019 sowohl die eingetrübtere Bewertung der aktuellen Geschäftslage als auch der Geschäftserwartungen. Die aktuelle Geschäftslage liegt bei 95,7 Punkten, die der Bundesebene bei 100,8 Punkten. Die Einschätzung sinkt in Baden-Württemberg um 49 Punkte. Vor allem schlechtere Bewertungen bei den Erträgen, den Umsätzen sowie den Auftragseingängen und Kapazitätsauslastungen lassen die aktuelle Bewertung sinken.

Die Geschäftserwartungen folgen diesem Trend. Mit 79,2 Punkten liegt die Einschätzung für die Zukunft um 35,8 Punkte niedriger als noch ein Halbjahr zuvor (144,7 Punkte). Der Wert fällt unter die Marke 100 und gibt eine negative Stimmung wieder. Im Vergleich zur Bundesebene liegt die Einschätzung ebenfalls niedriger (92,5 Punkte). Auch für die Zukunft geben die Großhändler in Baden-Württemberg an, mit weniger Erträgen, Umsätzen und Kapazitätsauslastungen zu rechnen.

Quelle: BGA Unternehmensbefragung Dezember 2018; August 2019, Grafik: BGA
Quelle: BGA Unternehmensbefragung Dezember 2018; August 2019, Grafik: BGA

Die Großhändler in Baden-Württemberg bewerteten in der Unternehmensumfrage im Winter 2018/19 die aktuellen Kapazitätsauslastungen mit 50 Punkten höher als ihre Auftragseingänge mit jeweils 28 Punkten. Aus Sicht des BGA ist dies ein Zeichen dafür, dass sich das Auftragspolster der Großhändler in der ersten Jahreshälfte 2019 deutlich abgeschmolzen haben dürfte. Es wurden mehr Aufträge abgearbeitet als neue Aufträge angenommen wurden. Während der ersten Jahreshälfte 2019 und mit der Umfrage im Sommer 2019 bestätigte sich diese Einschätzung. Die derzeitigen Kapazitätsauslastungen sanken auf 19 Punkte und liegen derzeit über dem Niveau der Auftragseingänge mit -27 Punkten. Der BGA geht davon aus, dass sich dieser Trend weiter bis zum Jahresende fortsetzten wird.

Entwicklung der Auftragseingänge und der Kapazitätsauslastung

Quelle: BGA-Unternehmensbefragung Dezember 2018, August 2019
Quelle: BGA-Unternehmensbefragung Dezember 2018, August 2019

Die Bewertung der aktuellen und zukünftigen Investitionen zeigt für den baden-württembergischen Großhandel, dass für die zweite Jahreshälfte 2019 ein niedriges Niveau zu erwarten ist (-37 Punkte). Während die Befragten im Winter 2018/19 ihre aktuelle Investitionstätigkeit noch mit 52 Punkten bewerteten, sank der Wert im Sommer 2019 um 25 Punkte. Somit liegt das aktuelle Niveau (27 Punkte) im Sommer 2019 über den erwarteten Investitionen für die erste Jahreshälfte 2019 (-14 Punkte). Die Großhändler investierten mehr als zunächst beabsichtigt.

Quelle: BGA-Unternehmensbefragung Dezember 2018, August 2019
Quelle: BGA-Unternehmensbefragung Dezember 2018, August 2019

Für die Großhändler in Baden-Württemberg hat die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Umfeld höchste Priorität. Etwas mehr als jeder zweite Befragte hält eine Unternehmensteuerreform sowie den Ausbau der Infrastruktur, z. B. im Verkehrswesen und im Informations- und Kommuni­kationssektor, für prioritär. Genauso wichtig ist den Großhändlern eine Stärkung der Europäischen Union als Sicherung der europäischen Einbindung der baden-württembergischen Wirtschaft.

Gesellschaftspolitische Herausforderungen wie die Stärkung des Wohnungsbaus liegen ebenso im Mittelfeld der Prioritätensetzung wie eine Beschleunigung der Energiewende sowie des Umwelt- und Klimaschutzes.

 

Wo sollte die Große Koalition aus Sicht Ihres Unternehmens die Prioritäten in der verbleibenden Zeit der laufenden Legislaturperiode setzen?

Quelle: BGA-Unternehmensbefragung, August 2019
Quelle: BGA-Unternehmensbefragung, August 2019

Nur jeder zehnte befragte Unternehmer hält sozialpolitische Themen und Arbeitszeitfragen für prioritär.

Mitglieder von grosshandel-bw können die Umfrage nachfolgend oder im Downloadpool herunterladen.

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Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung.

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