Außenwirtschaft

Trends & Analysen im Großhandel 2. Halbjahr 2022

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Boris Behringer

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grosshandel-bw präsentiert die detaillierten Ergebnisse der BGA-Umfrage unter Mitgliedsunternehmen zur wirtschaftlichen Lage und Perspektiven im Deutschen Großhandel, einschließlich der Auswertung für Baden-Württemberg.

Trends & Analysen Großhandel bundesweit

Die Stimmung im Großhandel hat sich zur Jahresmitte 2022 deutlich eingetrübt, vor allem blicken die Unternehmen auf die weitere Entwicklung wieder sehr skeptisch. Der BGA-Großhandelsindikator hat von einer positiven in eine negative Einschätzung gedreht – siehe Artikel „Geschäftserwartungen sinken auf Corona-Niveau“.

Ursächlich ist zwar auch eine leicht weiter abgeschwächte Lagebewertung, vor allem aber die deutlich kritische Einschätzung der Geschäftsentwicklung für die zweite Jahreshälfte. Auf die Stimmung der Großhändler drücken vor allem die steigenden Preise und Kostenbelastungen sowie Engpässe in der Beschaffung der benötigten Güter sowie bei Arbeitskräften.

Der BGA erwartet vor diesem Hintergrund nach einem positiven Start in das Jahr 2022 ein weiter nachlassendes Wirtschaftswachstum. Nach einem Wachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2021 müsste in diesem Jahr ein Wachstum von mindestens 1,3 Prozent erreicht werden, um den Einbruch im Corona-Jahr 2022 um -3,7 Prozent auszugleichen. Der BGA ist skeptisch, dass dies angesichts der Belastungen durch steigende Preise und Versorgungsengpässe erreicht werden kann.

Umsatzentwicklung im Großhandel

Quelle: Destatis, BGA-Berechnungen, * BGA-Prognose
Quelle: Destatis, BGA-Berechnungen, * BGA-Prognose

Entsprechend erwartet der BGA für die Entwicklung der Umsätze im Großhandel eine nachlassende Dynamik. Auch wenn die nominalen Umsätze mit fast 20 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2022 deutlich positive Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahr ausweisen, schwächeln die realen – also preisbereinigten – Verkaufszahlen mit einem Zuwachs von unter einem Prozent. Der BGA erwartet für die zweite Jahreshälfte eine Abschwächung der nominalen und realen Entwicklung auf im Jahresdurchschnitt rund 15 Prozent nominal und real weniger als ein halbes Prozent, wenn nicht gar darunter.

Politisch bewerten die Großhändler das Handeln der Bundesregierung als angemessen und umsichtig, erwarten aber angesichts der Herausforderungen aus den drückenden Lasten mehr Mut. Wenn die Stimmung bei den Unternehmern nicht kippen soll, wäre die Bundesregierung nach den Ergebnissen der Umfrage gut beraten, wirksame Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger, einschließlich Mittelstand und Unternehmen, verbunden mit Verbesserungen auf der Angebotsseite auf den Weg zu bringen.

Trends & Analysen Baden-Württemberg

Die regionale Auswertung der Unternehmensumfrage des BGA vom August 2022 für Baden-Württemberg hat ergeben, dass die Perspektiven für die kommenden Monate die Stimmung der Großhändler im Land eintrüben. 2020 erwirtschafteten die rd. 25 Tausend Großhändler mit ihren 303 Tausend Beschäftigten einen Jahresumsatz von 226 Milliarden Euro. Dieser liegt damit auf dem Vorjahresniveau. Die Unternehmen in Baden-Württemberg sind damit verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen. Allerdings ging die Zahl der Unternehmen um 4 Prozent und der Beschäftigten um fast 7 Prozent zurück. Die weitere Entwicklung bleibt sehr fragil, denn die Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten sowie auch die Engpässe in der Logistik bleiben ein gravierender Engpassfaktor für die konjunkturelle Entwicklung.

Entwicklung des Großhandels-Klimaindikator für Baden-Württemberg

Quelle: BGA Unternehmensbefragung; August 2022; Grafik: BGA
Quelle: BGA Unternehmensbefragung; August 2022; Grafik: BGA

Die Großhändler verlieren auch nach dem BGA-Großhandelsklimaindikator für Baden-Württemberg an Zuversicht. Dabei fallen die Bewertung der aktuellen Lage und die künftige Geschäftserwartung deutlich auseinander. Der Klimaindikator ergibt sich aus der aktuellen Lagebewertung und den künftigen Erwartungen der Großhändler in Baden-Württemberg. Ein Wert über 100 Punkte weist auf ein positives Stimmungsbild hin, ein Wert unter 100 Punkte auf ein negatives Stimmungsbild.

Der Klimaindikator für den Großhandel in Baden-Württemberg hat gegenüber der Umfrage zum Jahreswechsel 2021/22 um 7,4 Punkte auf einen Wert von 105,5 Punkten im August 2022 nachgegeben. Auf Bundesebene liegt der BGA-Klimaindikator für den Großhandel bei 95,2 Punkten. Damit liegt die Stimmung in Baden-Württemberg mit knapp 10 Punkten deutlich über dem Bundesdurchschnitt und im positiven Bereich. Verantwortlich hierfür ist die noch positive Bewertung der aktuellen Geschäftslage.

Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage bleibt nahezu unverändert, während sich die Bewertung der Geschäftserwartungen deutlich eingetrübt hat. Die aktuelle Geschäftslage verzeichnet im August 2022 einen um 0,7 Punkte geringfügigen höheren Wert von 123,8 Punkten. Damit liegt der Wert um 9,3 Punkte deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 114,5 Punkten. Grund hierfür ist die Bewertung der aktuellen Ertrags- und Umsatzeinschätzung. Die aktuelle Lage in Baden-Württemberg ist also noch als robust abzusehen.

Deutlich schlechter fällt die Bewertung der zukünftigen Geschäftslage aus, die im Vergleich zur Umfrage zum Jahreswechsel 2021/22 um 15,5 Punkte nachgegeben hat und nun bei 87,2 Punkten liegt. Damit liegt der Wert für Baden-Württemberg zwar 8 Punkte über dem Bundesdurchschnitt, jedoch deutlich im Bereich einer negativen Einschätzung. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen eine nachlassende Wirtschaftsdynamik und eine weitere Eintrübung der Stimmung in Baden-Württemberg erwarten. Verantwortlich für die wieder deutlich gestiegene Skepsis der Großhändler sind die erwartete ungünstigere Ertragslage sowie die deutlich abgeschwächte Bewertung des künftigen Investitionsklimas.

Die Auftragseingänge und die Kapazitätsauslastung der Großhändler in Baden-Württemberg bleiben zwar knapp über dem Bundesdurchschnitt, haben sich jedoch verschlechtert. Die Auftragseingänge gaben dabei um 16 Punkte nach und liegen mit einem Wert von -5 Punkten nun im als negativ zu bewertenden Bereich. Die Einschätzungen der Kapazitätsauslastung ist dagegen mit 5 Punkten noch als optimistisch anzusehen, wenn diese auch um 17 Punkte im Vergleich zum Jahreswechsel 2021/22 nachgegeben haben.

Der BGA und grosshandel-bw bedanken sich bei den Mitgliedern für die Mitwirkung und Unterstützung bei der Umfrage. Mitglieder von grosshandel-bw können die detaillierten Ergebnisse nachfolgend oder im Downloadpool herunterladen. Wir wünschen eine interessante Lektüre.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form.
Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung.

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