Die Krise ist noch nicht überwunden. Es gilt jetzt im Zuge der Erholung das Fundament für die Geschäftstätigkeit des Großhandels wieder zu stärken.
„Die Krise ist auch am Groß- und Außenhandel nicht spurlos vorbeigegangen. Doch konnte er sich insgesamt robust den Herausforderungen aus der Corona-Krise stellen. Der Groß- und Außenhandel erweist sich auch in Krisenzeiten als verlässlicher Geschäftspartner, gerade auch für seine Finanziers. Mit Blick nach vorn, geht es nun darum, im Zuge der Erholung das Fundament für die Geschäftstätigkeit zu stärken und damit die Eigenkapitalausstattung wieder aufzubauen. Dabei sollte auch die Liquidität im Auge behalten werden. Die Krise ist noch nicht überwunden und vor allem noch nicht bewältigt. Instrumente der Innenfinanzierung wie Darlehen und Einlagen von Gesellschaftern und Familien waren wichtige Finanzspritzen in der Krise, doch sollten auch Instrumente wie aktives Forderungs- und Kreditmanagement, Factoring, Leasing und Inkasso für die Sicherung der Liquidität nicht unterschätzt werden.“ – so Dr. Dirk Jandura, Vorsitzender des Ausschusses Steuern und Finanzen des BGA, zu aktuellen Ergebnissen einer Umfrage bei den Unternehmen des Großhandels.
Die Eintrübung des Finanzierungsklimas zeigt sich auch im Großhandel, allerdings nicht so ausgeprägt wie in anderen Sektoren. Nur im Bau ist die Eintrübung weniger stark. Im Groß- und Außenhandel berichteten nur 12 Prozent der befragten Unternehmen von einem schwierigen Kreditzugang. Im Einzelhandel waren es dagegen fast 35 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe immerhin noch 20,7 Prozent. Der Groß- und Außenhandel liegt damit auch deutlich unter dem Durchschnitt von 26,5 Prozent. Umgekehrt gaben mehr als 55 Prozent an, dass der Kreditzugang für sie leicht war. Im Bau waren es sogar über 70 Prozent. Gemeinsam mit dem verarbeitenden Gewerbe – an dritter Stelle – lag der Groß- und Außenhandel über dem Durchschnitt von 36,5 Prozent aller Unternehmen.
Infolge der Corona-Krise hat sich die Liquiditätslage in vielen Unternehmen erschwert, weshalb die Nachfrage nach neuen Krediten steigende Tendenz aufwies. Am häufigsten führten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und im Dienstleistungssektor Kreditverhandlungen (66 Prozent bzw. 64,2 Prozent), am wenigsten dagegen Unternehmen im Großhandel. Mit 45,3 Prozent benötigte aber auch eine große Anzahl an Groß- und Außenhändlern Kredite. Während dabei in allen übrigen Branchen die Nachfrage nach längerfristigen Krediten dominierte, benötigen die Unternehmen im Großhandel überwiegend kurzfristige Kredite. Langfristige Kredite benötigten im Groß- und Außenhandel 34,2 Prozent, kurzfristige Kredite dagegen 63,2 Prozent. Im Durchschnitt aller Unternehmen fragten fast 60 Prozent nach langfristigen und fast 40 Prozent nach kurzfristigen Krediten.
Die in den vergangenen Jahren deutlich angestiegene Eigenkapitalquote hat in der Corona-Krise entscheidend dazu beigetragen, finanziell durch die Krise zu kommen. Die Corona-Krise hat in den Unternehmen aber an der Eigenkapitalbasis gezehrt. Bei fast 40 Prozent aller befragten Unternehmen ist die Eigenkapitalquote gesunken. Eine Verbesserung konnten aber fast 30 Prozent dennoch erreichen. Im Groß- und Außenhandel ist die Eigenkapitalquote bei 17,6 Prozent gesunken und bei 41,2 Prozent der Unternehmen gestiegen. Dies zeigt, dass sich die Vorsorge der Unternehmen im Groß- und Außenhandel in den vergangenen Jahren ausgezahlt hat. Der Groß- und Außenhandel schneidet damit im Vergleich zu anderen Branchen gut ab. Im Einzelhandel nahm die Eigenkapitalquote bei 51,7 Prozent ab und nur bei 26,9 Prozent zu, im verarbeitenden Gewerbe nahm sie bei 36,4 Prozent ab und bei 34,3 Prozent der Befragten zu. Nur im Bausektor erwies sich die Entwicklung der Eigenkapitalquote krisenfester.
Die Entwicklung der Eigenkapitalquote spiegelt sich in der Entwicklung des Ratings – der Bonitätsbewertung eines Unternehmens. Während sich das Rating in den vergangenen Jahren der steigenden Eigenkapitalausstattung in den Unternehmen folgend verbesserte, führte die Corona-Krise mit einer Verschlechterung der Eigenkapitalausstattung auch zu einer Abschwächung der Bonitätsbewertung vieler Unternehmen. Während es bei 16,1 Prozent zu einer Verbesserung kam, mussten 34,5 Prozent aller Befragten eine Verschlechterung ihres Ratings verkraften. Bei 49,3 Prozent blieb das Rating unverändert. Auch hier schnitt der Groß- und Außenhandel neben dem Bau wieder überdurchschnittlich ab. Bei 21,8 Prozent der befragten Groß- und Außenhändler verbesserte sich die Ratingnote, während sie sich bei nur 15,4 Prozent verschlechterte. Im Vergleich kam es im verarbeitenden Gewerbe bei 15,5 Prozent der Befragten zu einer Verbesserung der Ratingnote und bei 31,6 Prozent zu einer Verschlechterung. Im Einzelhandel gaben 16,9 Prozent an, dass sich die Ratingnote verbessert habe, aber 40,7 Prozent, dass sie sich verschlechtert habe.
In der Corona-Krise zeigt sich, dass in der Finanzierung vor allem Darlehen und Einlagen von Gesellschaftern und Familie deutlich an Bedeutung für die Sicherung von Finanzierung und Liquidität gewonnen haben. So beträgt der Saldo aus den Anteilen der Unternehmen, die angaben, die Bedeutung der Finanzierungsquelle wird zunehmen, abzüglich der Anteile der Unternehmen, die angaben, die Bedeutung der betreffenden Finanzierungsquelle wird abnehmen, im Groß- und Außenhandel bei Darlehen und Einlagen von Gesellschaftern und Familie +35 Punkte. Und auch der Saldo bei Lieferantenkrediten zeigt mit +19 Punkten eine weiterhin hohe Bedeutung dieses Instrumentes. Leasing liegt im Großhandel bei +8 Punkten. Dagegen verlieren Kredite im Groß- und Außenhandel an Bedeutung: Der Saldo bei kurz- und mittelfristigen Krediten beträgt -7 Punkte und der Saldo bei langfristigen Krediten sogar -14 Punkte. „In dieser Situation spiegelt sich die Stärke der Struktur des Groß- und Außenhandels aus überwiegend familien- und eigentümergeführten mittelständischen Unternehmen mit starker Ausrichtung auf eine solide Finanzausstattung.“ – so Dr. Dirk Jandura abschließend.